Manzù, Giacomo
Leben und Werk
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Der Bildhauer Giacomo Manzù, mit bürgerlichem Namen Giacomo Manzoni, wurde am 22. Dezember 1908 in Bergamo, Italien, geboren. Er war ein bedeutender italienischer Bildhauer, Medailleur, Grafiker und Zeichner, der vor allem für seine sakralen Werke bekannt wurde.
Manzù wuchs in einer Schuhmacher- und Mesnerfamilie auf und erlernte zunächst das Handwerk eines Holzschnitzers, Stuckateurs und Vergolders. Während seines Militärdienstes in Verona (1927/28) entschied er sich endgültig für die Bildhauerei und studierte intensiv die Bronzeportale von San Zeno in Verona sowie Antikenabgüsse.
Nach Aufenthalten in Mailand und Paris (1929, 1936) setzte er sich mit den Arbeiten von Auguste Rodin und Edgar Degas auseinander. Er entwickelte eine figürliche Formensprache, die von der italienischen Romanik, der Frührenaissance sowie der Moderne beeinflusst war.
1939 sorgte seine Reliefserie „Cristo nella nostra umanità“ für einen Skandal, da er den Leidensweg Christi mit zeitgenössischen Bildern von Gewalt und Unterdrückung verband. Dies führte zu einem Konflikt mit der katholischen Kirche.
In den 1950er Jahren waren zwei Themen prägend für sein Schaffen: Einerseits die Darstellung junger Tänzerinnen in anmutigen, leichten Bewegungen,
andererseits die strengen Kardinalsfiguren, die er in feierlichem Ornat einfing.
Werke
Manzùs Werke sind in zahlreichen öffentlichen Räumen zu finden, darunter bedeutende sakrale Arbeiten sowie weltliche Denkmäler:
- Porta della Morte (1963) – das linke Hauptportal des Petersdoms in Rom, geschaffen im Gedenken an Papst Johannes XXIII..
- Porta dell’Amore (Tor der Liebe) am Salzburger Dom.
- Porta della Pace e della Guerra (Tor des Friedens und des Krieges) an der Kirche St. Laurentius in Rotterdam.
- „Hymne an das Leben“ (1989) – eine sechs Meter hohe Bronzeskulptur für die UNO in New York, seine letzte große Arbeit.
- Tänzerin am Rosenhügel, Bronzeplastik im Kurgarten zwischen Mirabellgarten und Kongresshaus in Salzburg.
- Jäger von Soest, Bronzestatue nach einer Figur aus Grimmelshausens „Simplicissimus“, aufgestellt in Renchen/Baden.
- Manzù-Brunnen am Königsplatz in Augsburg (1983) – ein überlebensgroßes Bronzemädchen als zentrales Element eines Brunnens.
Auszeichnungen und Ehrungen
1952: Großoffizier des Verdienstordens der Italienischen Republik
1960: Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
1966: Lenin-Orden für seinen künstlerischen Beitrag zur sozialistischen Kunst
1974: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
Nach dem Tod von Papst Johannes XXIII. im Jahr 1963 wurde Manzù mit der Anfertigung einer bronzenen Totenmaske des Papstes beauftragt. Er blieb bis ins hohe Alter aktiv und unterhielt ein Atelier in Ardea nahe Rom, das nach seinem Tod als Museum erhalten blieb.
Am 17. Januar 1991 starb Manzù in Ardea bei Rom im Alter von 82 Jahren. Seine Frau Inge Schabel, eine deutsche Tänzerin und Primaballerina, die sein bevorzugtes Modell war, sorgte dafür, dass sein Atelier in Ardea unverändert blieb.